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Krisen, Macht und Veränderung: Den Kontext neu denken

Krisen verstärken oft bestehende Machtstrukturen und Polarisierung. Veränderung erfordert Reflexion, neue Narrative und systemische Ansätze für mehr Wahlmöglichkeiten.

Hallo Heinz, wie denkst du über die aktuelle Krise der Politik im Hinblick auf das immer häufigere Erstarken der rechten Parteien in Europa?

Die politische Krise Europas und das Erstarken rechter Parteien sind nicht nur Herausforderungen, sondern auch Einladungen, über die Strukturen und Dynamiken unserer sozialen Systeme nachzudenken. Als Kybernetiker betrachte ich solche Entwicklungen nicht als isolierte Phänomene, sondern als Symptome eines komplexen Netzwerkes von Wechselwirkungen zwischen sozialen, kulturellen und technologischen Faktoren.

Beobachterrolle und Verantwortung

Zunächst einmal ist es zentral, zu verstehen, dass wir als Beobachter stets Teil des Systems sind, das wir untersuchen. Die Beobachtung des Erstarkens rechter Parteien reflektiert nicht nur deren Wachstum, sondern auch die Strukturen, die dieses Wachstum ermöglichen. Die Rolle des Beobachters bringt Verantwortung mit sich: Welche Narrative und Perspektiven fördern wir durch unsere Analyse?

Autopoiesis und soziale Systeme

Rechte Parteien können als autopoietische Systeme betrachtet werden, die sich selbst organisieren und durch spezifische Narrative stabilisieren. Sie schöpfen Energie und Ordnung aus den Unsicherheiten und Ängsten ihrer Umwelt – wirtschaftliche Instabilität, kulturelle Veränderungen oder technologische Disruptionen. Die Frage ist, welche Strukturen in der Umwelt diesen Selbstorganisationsprozess begünstigen. Wie können wir alternative Ordnungen schaffen, die mehr Möglichkeiten und weniger Polarisierung bieten?

Feedback und Emergenz

Die Dynamik zwischen Wählerinnen und Wählern, sozialen Medien und politischen Parteien ist ein klassisches Beispiel für ein Rückkopplungssystem. Die Algorithmen der sozialen Medien verstärken durch Resonanz die emotional aufgeladenen Botschaften rechter Parteien. Hier zeigt sich, wie emergente Phänomene – etwa der Anstieg von Populismus – nicht geplant, sondern das Resultat vieler kleiner, miteinander verbundener Handlungen sind.

Ethik und Wahlmöglichkeiten

Angesichts dieser Dynamiken ist der ethische Imperativ besonders wichtig: „Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird.“ Politische Systeme, die auf Spaltung basieren, reduzieren Wahlmöglichkeiten. Die Herausforderung besteht darin, Räume für Dialog, Verständnis und gegenseitige Anerkennung zu schaffen – Räume, in denen Diversität nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung gesehen wird.

Zusammengefasst ist die aktuelle Krise nicht nur ein Problem, sondern auch eine Gelegenheit, über die Strukturen unserer politischen Systeme, die Rolle der Medien und die Verantwortung des Einzelnen nachzudenken. Nur durch Reflexion und die bewusste Gestaltung unserer Systeme können wir einen Wandel herbeiführen, der mehr Freiheit und Wahlmöglichkeiten für alle bietet.

Wenn aber die etablierten Volksparteien nicht in der Lage oder Willens sind, über die politischen Strukturen nachzudenken? Ich selbst habe den Eindruck, das diese in einem sich selbst verstärkenden Regelkreis gefangen sind. Es erscheint mir so, als ob diese Strukturen einen bestimmten Persönlichkeitstyp an die Macht bringen, der kein Interesse daran hat, ebendiese Strukturen zu verändern, die ja gerade ihn nach oben gebracht haben und wahrscheinlich auch dessen Macht stabilisieren. Ich habe übrigens mit Absicht nur die männliche Form verwendet 😉

Deine Beobachtung ist treffend und verweist auf ein zentrales Problem der Autopoiesis und Selbstreferentialität in politischen Systemen. Wenn wir von Volksparteien sprechen, die in einem sich selbst verstärkenden Regelkreis operieren, dann beschreibst du genau die Dynamik eines Systems, das seine eigene Ordnung nicht nur aufrechterhält, sondern aktiv stabilisiert – oft auf Kosten von Anpassung und Innovation.

Selbstreferentialität und Macht

Das von dir beschriebene Phänomen – dass bestimmte Persönlichkeitstypen an die Spitze gelangen und die bestehenden Strukturen erhalten – ist ein Paradebeispiel für die Selbstreferentialität sozialer Systeme. Niklas Luhmann würde sagen, dass politische Systeme dazu tendieren, ihre eigenen Kommunikationscodes zu reproduzieren. Macht bleibt Macht, weil sie in einem System von Entscheidungen und Abhängigkeiten zirkuliert, das externe Kritik absorbiert und neutralisiert.

Die von dir erwähnte „männliche“ Form verweist zudem auf eine implizite strukturelle und kulturelle Selektion: nicht nur Personen, sondern auch bestimmte Werte, Strategien und Kommunikationsweisen werden bevorzugt. Das System zieht diejenigen an, die sich am besten mit den etablierten Regeln arrangieren – und diese Regeln sind oft hierarchisch, konfliktvermeidend und auf Machterhalt fokussiert.

Feedback und Blockaden

Du beschreibst auch einen typischen positiven Feedback-Loop: Entscheidungen, die die bestehende Machtstruktur schützen, fördern Personen und Prozesse, die sich nahtlos in dieses System einfügen. Das Problem dabei ist, dass solche Loops zur Erstarrung führen können, weil sie keine echte Selbstreflexion erlauben. Das System wird blind gegenüber externen Anforderungen, etwa sozialen, ökologischen oder technologischen Veränderungen.

Wie kann man diesen Regelkreis durchbrechen?

Die Frage ist, ob und wie ein solches System zu einer neuen Ordnung gelangen kann. Hier könnten folgende Ansätze helfen:

  1. Störung durch externe Impulse: Äußere Krisen können etablierte Strukturen aufbrechen. Historisch gesehen haben Kriege, Pandemien oder wirtschaftliche Zusammenbrüche oft politische Erneuerungen erzwungen. Allerdings ist dies ein riskanter und oft destruktiver Weg.
  2. Förderung alternativer Systeme: Subsysteme, wie Bürgerbewegungen, Graswurzelinitiativen oder unabhängige Medien, können neue Kommunikations- und Machtstrukturen etablieren. Sie bieten oft ein Gegengewicht zur Dominanz der etablierten Parteien.
  3. Individuelle Verantwortung im System: Auch in scheinbar geschlossenen Regelkreisen haben Individuen Wahlmöglichkeiten. Durch Reflexion, mutige Entscheidungen und das Einbringen neuer Perspektiven können sie den Kurs ändern. Aber dies erfordert Ethik und Mut – und genau diese Eigenschaften werden oft vom bestehenden System marginalisiert.
  4. Auflösung der Machtzentrierung: Die Einführung partizipativerer Strukturen, wie etwa deliberativer Demokratie, könnte den Regelkreis schwächen. Wenn Macht breiter verteilt wird, entstehen mehr Feedback-Mechanismen, die das System anpassungsfähiger machen.

Ein Paradoxon: Veränderung von innen oder außen?

Dein Eindruck, dass Veränderung schwer von innen kommen kann, ist berechtigt. Systeme neigen dazu, ihre eigene Autonomie zu schützen. Doch hier liegt auch die ethische Verantwortung derjenigen, die Teil des Systems sind. Wie Heinz von Foerster betonte: Die Freiheit, etwas zu verändern, entsteht oft erst durch den Mut, die eigene Rolle im System zu hinterfragen.

Oder anders ausgedrückt: Die Lösung liegt nicht nur darin, das System zu verändern, sondern auch darin, zu verändern, wie wir als Beobachter, Teilnehmer und Mitspieler über das System denken.

Wenn ich an die aktuellen Krisen denke, Corona Pandemie, Ukraine-Krieg, Krieg in Palästina, haben diese Krisen dieses System nicht nur nicht verändert (verbessert), sondern scheinbar die Schere zwischen Arm und Reich vergrößert, und die Rechten weiter gestärkt. Das ist deprimierend.

Ja, das ist eine berechtigte und schmerzhafte Beobachtung. Krisen, die theoretisch als „Störungen“ bestehender Systeme wirken könnten, scheinen in der Praxis oft die bestehenden Machtstrukturen zu stabilisieren oder gar zu verstärken. Warum ist das so, und was können wir daraus lernen?

Krisen als Verstärker existierender Dynamiken

Krisen wirken selten als isolierte Ereignisse, sondern vielmehr als Katalysatoren für bestehende gesellschaftliche und wirtschaftliche Muster. In der Kybernetik nennen wir das Amplifikation durch Feedback: Ein System nutzt eine Krise oft dazu, seine bestehende Ordnung zu festigen, da Unsicherheit und Angst Anpassungsprozesse hemmen und autoritäre oder konservative Strukturen fördern.

  • Pandemien: Während der Corona-Pandemie wurden viele Entscheidungen zentralisiert und Macht stärker konzentriert. Die „Schere zwischen Arm und Reich“ wurde größer, weil Wohlhabende von digitalen und finanziellen Ressourcen profitieren konnten, während prekäre Arbeitsverhältnisse oder mangelhafte soziale Sicherungssysteme die Schwächeren trafen.
  • Kriege: Der Ukraine-Krieg hat geopolitische Machtstrukturen nicht aufgebrochen, sondern eher traditionelle Bündnisse und Ressourcenkämpfe reaktiviert. In solchen Momenten wird oft der Fokus auf militärische und wirtschaftliche Dominanz gelegt, anstatt Systeme für langfristigen Frieden und Gerechtigkeit zu schaffen.
  • Palästina-Konflikt: Hier sehen wir, wie historische Strukturen von Ungerechtigkeit durch Konflikte immer wieder reproduziert werden. Die Tragik liegt darin, dass solche Konflikte oft als „unentscheidbar“ dargestellt werden, was aktive Veränderung verhindert.

Warum verstärken Krisen rechte Kräfte?

Die Stärkung rechter Parteien in Krisenzeiten lässt sich durch mehrere systemische Faktoren erklären:

  1. Emotionale Resonanz: Rechte Parteien nutzen Ängste und Unsicherheiten gezielt, um einfache Erklärungen und „Schuldige“ anzubieten. Sie bieten scheinbar klare Antworten in einer komplexen Welt.
  2. Systemische Trägheit: Etablierte Parteien wirken oft zu langsam oder uneinig, was das Vertrauen in das politische System untergräbt. Rechte Kräfte füllen dieses Vakuum mit Symbolik und einfachen Lösungen.
  3. Mediale Dynamiken: Algorithmen sozialer Medien verstärken Polarisierung und Emotionen, was rechte Narrative bevorzugt, da diese oft auf Empörung und Vereinfachung basieren.

Was tun gegen diesen „deprimierenden“ Zyklus?

Es ist wichtig, nicht in Resignation zu verfallen, sondern Räume für Veränderung zu erkennen. Das bedeutet nicht, die Krisen zu verharmlosen, sondern nach den Rissen im System zu suchen, die Transformation ermöglichen:

  1. Verantwortung übernehmen: Jede und jeder von uns ist Teil des Systems. Durch kleine, bewusste Handlungen können wir die Art und Weise beeinflussen, wie unser Umfeld auf Krisen reagiert – sei es durch Aufklärung, Dialog oder Unterstützung marginalisierter Gruppen.
  2. Neue Narrative schaffen: Rechte Parteien profitieren von einfachen Narrativen. Die Herausforderung besteht darin, alternative Geschichten zu erzählen, die Hoffnung, Solidarität und kollektive Verantwortung fördern.
  3. Institutionen verändern: Langfristig müssen Systeme inklusiver gestaltet werden, um Macht und Ressourcen gerechter zu verteilen. Das bedeutet, auf politischer Ebene Druck für Reformen auszuüben und neue Formen der Teilhabe zu entwickeln.
  4. Die Perspektive der Beobachtung ändern: Krisen sind nicht nur destruktiv, sie schaffen auch neue Möglichkeiten für Innovation. Die Frage ist, ob wir bereit sind, diese Möglichkeiten wahrzunehmen und in kreatives Handeln umzuwandeln.

„Deprimierung“ als Erkenntnis

Deine Frustration ist nicht das Ende des Denkens, sondern der Anfang. Heinz von Foerster sagte einmal: „Nur weil eine Situation unentscheidbar ist, trägt jeder von uns die Verantwortung für die Entscheidung.“ Das bedeutet, dass wir uns der Komplexität bewusst bleiben müssen, ohne den Mut zur Gestaltung zu verlieren. Die Frage ist nicht, ob das System perfekt wird, sondern ob wir es in kleinen, aber bedeutsamen Schritten menschlicher machen können.

Aber heißt das nicht auch, dass es egal ist wen wir wählen, da fast alle Wahlprogramme auf einer Ebene agieren, die nicht zu wirklicher Änderung führen kann. Wir benötigen dich dann Änderungen des Kontextes selbst, innerhalb dessen Parteien agieren und innerhalb dessen sich der demokratische Diskurs befindet.

Du hast einen entscheidenden Punkt getroffen: Der Kontext, innerhalb dessen demokratische Prozesse stattfinden, prägt nicht nur die Art und Weise, wie Parteien agieren, sondern auch, welche Art von Wahlentscheidungen überhaupt möglich sind. Wenn sich dieser Kontext nicht verändert, bleiben Wahlen oft symbolische Akte, die tiefere systemische Probleme nicht berühren können.

Das Problem der Systemebene

Parteien agieren innerhalb eines Rahmens, der durch strukturelle Zwänge, kulturelle Normen und wirtschaftliche Machtverhältnisse definiert ist. Diese „Metaebene“ des Kontextes bestimmt:

  1. Die Reichweite politischer Entscheidungen: Parteien können oft nur in einem engen Spektrum agieren, das durch wirtschaftliche Interessen, internationale Verträge und gesellschaftliche Narrative begrenzt ist.
  2. Die Mechanismen des politischen Wettbewerbs: Demokratische Prozesse sind häufig auf kurzfristige Ziele ausgerichtet, da der Wettbewerb um Wählerstimmen schnelle, sichtbare Erfolge verlangt.
  3. Den Diskurs selbst: Sprache, Narrative und mediale Repräsentation prägen die Grenzen des Vorstellbaren. Was als „vernünftig“ oder „machbar“ gilt, wird durch den Kontext definiert, nicht durch die Parteien selbst.

Kontextveränderung als Schlüssel

Wenn sich der Kontext nicht ändert, bleibt die Wahl zwischen Parteien wie die Wahl zwischen verschiedenen Fahrern eines Zuges, der auf festen Gleisen fährt. Um echte Transformation zu erreichen, müssen wir die Schienen selbst betrachten und möglicherweise neu verlegen. Das bedeutet:

  1. Neue Diskurse etablieren: Die Art und Weise, wie wir über Politik, Gesellschaft und Wirtschaft sprechen, ist ein zentraler Hebel. Begriffe wie Wachstum, Sicherheit oder Freiheit müssen kritisch hinterfragt und erweitert werden. Hierbei können Graswurzelbewegungen und unabhängige Medien wichtige Rollen spielen.
  2. Partizipation erweitern: Demokratie darf nicht nur auf Wahlen reduziert werden. Bürgerforen, partizipative Budgetierung und deliberative Demokratie können neue Räume schaffen, in denen Menschen aktiv in die Gestaltung des Kontexts einbezogen werden.
  3. Systemische Ungleichheiten angehen: Viele der strukturellen Zwänge, die Parteien binden, liegen in globalen wirtschaftlichen und politischen Machtverhältnissen. Um diese zu verändern, sind internationale Zusammenarbeit und neue Formen von Governance notwendig.

Der kybernetische Blick: Reflexivität fördern

In der Kybernetik sprechen wir von zweiter Ordnung, wenn Systeme sich selbst beobachten und ihre eigenen Bedingungen reflektieren. Diese Reflexivität fehlt häufig im politischen Diskurs. Die Frage lautet: Wer beobachtet die Beobachter? Eine echte Transformation erfordert, dass die Mechanismen des demokratischen Systems selbst offengelegt und zur Diskussion gestellt werden.

Ist Wählen trotzdem wichtig?

Ja, aber nicht als Endpunkt, sondern als Teil eines größeren Prozesses. Wahlen können kurzfristig Raum für Veränderung schaffen, aber sie sind kein Ersatz für die notwendige Arbeit an der Metaebene. In einer Demokratie ist jede Entscheidung – auch die des Nicht-Wählens – ein Signal. Dieses Signal ist jedoch nur wirksam, wenn es Teil eines breiteren Engagements ist, das über die Wahlkabine hinausgeht.

Der Kontext als dynamisches Feld

Heinz von Foerster würde vielleicht sagen: „Der Kontext ist keine gegebene Realität, sondern ein Ergebnis von Interaktionen.“ Das heißt, wir können den Kontext verändern, indem wir die Art und Weise verändern, wie wir interagieren, denken und handeln. Es mag ein langsamer Prozess sein, aber er beginnt genau dort, wo wir uns entscheiden, den Status quo nicht als unveränderlich zu akzeptieren.

Welche Aspekte eines solchen Kontextes würdest du pragmatisch verändern, wenn du könntest?

Die Frage nach pragmatischen Veränderungen im Kontext ist eine Herausforderung, die uns zwingt, über die Grundlagen nachzudenken, auf denen unsere gesellschaftlichen und politischen Systeme beruhen. Wenn ich als Beobachter und Mitspieler agiere, sehe ich mehrere Schlüsselbereiche, in denen gezielte Veränderungen den Kontext transformieren könnten, ohne ihn vollständig zu destabilisieren.


1. Wirtschaftliche Macht und Verteilung

  • Problem: Der bestehende Kontext ist stark von ökonomischen Zwängen geprägt. Reiche Eliten und globale Konzerne üben überproportionalen Einfluss auf politische Entscheidungen aus.
  • Pragmatische Veränderung:
    • Einführung von Bürgerdividenden oder universellen Grundeinkommen, um finanzielle Grundsicherung zu schaffen und soziale Ungleichheit zu reduzieren.
    • Striktere Regulierung von Lobbyismus und globale Mindeststeuern für Unternehmen, um demokratische Entscheidungsprozesse zu entkoppeln.

2. Medien und Informationslandschaft

  • Problem: Der Diskurs wird stark durch Medien und soziale Netzwerke geprägt, die auf Polarisierung und Emotionalisierung setzen, was rechte und autoritäre Kräfte stärkt.
  • Pragmatische Veränderung:
    • Förderung von gemeinnützigen, unabhängigen Medienplattformen, die langfristige Perspektiven und konstruktive Lösungen priorisieren.
    • Algorithmische Transparenz und Regulierung in sozialen Medien, um manipulative Dynamiken zu minimieren und pluralistische Debatten zu fördern.

3. Bildung und Reflexionsfähigkeit

  • Problem: Der Kontext fördert oft kurzfristiges Denken und emotionale Reaktionen statt kritisches und systemisches Denken.
  • Pragmatische Veränderung:
    • Einführung von systemischen Bildungskonzepten, die Schüler:innen und Erwachsene lehren, Wechselwirkungen, Machtstrukturen und Verantwortung zu verstehen.
    • Einbindung von Dialogmethoden wie deliberativen Diskursen in Bildungs- und Gemeinschaftsprogramme.

4. Demokratische Teilhabe und neue Entscheidungsformate

  • Problem: Traditionelle repräsentative Demokratie ist oft zu träge und fördert die Konzentration von Macht in wenigen Händen.
  • Pragmatische Veränderung:
    • Losbasierte Bürgerräte, die diverse Gruppen einbeziehen und eine Alternative zu parteipolitischen Dynamiken bieten.
    • Partizipative Demokratie, bei der Bürger:innen über Budgets oder Gesetzesinitiativen direkt abstimmen können.

5. Nachhaltigkeit als Grundprinzip

  • Problem: Das derzeitige System ist auf Wachstum und Ressourcenverbrauch ausgerichtet, was ökonomische und ökologische Ungleichheiten verschärft.
  • Pragmatische Veränderung:
    • Implementierung von Donut-Ökonomie-Modellen, die soziale Bedürfnisse innerhalb planetarer Grenzen adressieren.
    • Förderung von lokalen Kreislaufwirtschaften, um Abhängigkeiten von globalisierten Märkten zu reduzieren.

6. Sprache und Narrative

  • Problem: Die Sprache, die Politik und Wirtschaft prägt, ist oft von Konkurrenz, Effizienz und Krisennarrativen geprägt, was Alternativen blockiert.
  • Pragmatische Veränderung:
    • Bewusste Förderung von Narrativen der Kooperation, die Vielfalt als Stärke und Gemeinschaft als Ziel betonen.
    • Reflexion über Begriffe wie „Freiheit“, „Sicherheit“ und „Wachstum“, um sie neu zu definieren und ethisch zu verankern.

7. Technologische Transparenz

  • Problem: Technologie ist ein mächtiger Kontextgeber, wird aber oft ohne demokratische Kontrolle entwickelt.
  • Pragmatische Veränderung:
    • Etablierung von Bürgertechnologieräten, die ethische Richtlinien für KI, Überwachung und digitale Innovation entwickeln.
    • Open-Source-Ansätze fördern, um Technologie zugänglich und anpassbar zu machen.

Fazit: Hebel für den Kontextwechsel

Diese Maßnahmen greifen an Punkten an, die grundlegende Rahmenbedingungen beeinflussen, ohne das gesamte System zu zerstören. Heinz von Foerster würde vermutlich sagen: „Verändere den Kontext, indem du die Zahl der Wahlmöglichkeiten erhöhst.“ Jeder dieser Schritte zielt darauf ab, neue Möglichkeiten zu schaffen – für gerechtere Verteilungen, tiefere Reflexion und mehr demokratische Teilhabe.

Der Schlüssel liegt in der Balance: Genug Veränderung, um Fortschritt zu ermöglichen, aber nicht so viel, dass Systeme kollabieren.